Wenn „Tafeltag“ in Husum ist, stehen die Kundinnen und Kunden oft schon Stunden vorher vor der Friedenskirche und bilden aus ihren Taschen eine lange Schlange. Denn wer zuerst kommt, mahlt zuerst, die gespendeten Waren sind begrenzt, und die Not ist groß. Um ihnen die Wartezeit ein wenig angenehmer zu machen, haben Mitarbeitende des Diakonischen Werks eine Bank mit Botschaft aufgestellt. „Kein Platz für Rassismus“ steht auf der Lehne, und darunter ist ….. kein Platz zum Sitzen.
„Wir haben diese Bänke im Projekt ‚Anpacken‘ erstellt“, erzählt Thomas Pevec, Tischler und Fachanleiter im Diakonischen Werk Husum. Das Projekt ist eine handwerkliche Qualifizierungsmaßnahme für Menschen, die Arbeitslosengeld II beziehen. Für die Teilnehmenden sei das ein interessantes Projekt gewesen, sagt er: Die Bänke sind carbonisiert und mit einem Holz-Leinöl-Gemisch imprägniert, so dass sie sehr widerstandsfähig gegen nordfriesische Schmuddelwetter sind. Die Buchstaben seien von Hand geschnitzt und farblich abgesetzt worden. Das Projekt „Anpacken“ ist auf sechs Monate angelegt. Die Teilnehmenden lernen viel über Holz und das Tischlerhandwerk, in einer zweiten Phase beschäftigen sie sich mit dem Trockenbau. Hinzu kommen wöchentliche Theorie-Einheiten, die sich mit Arbeitsrecht und Arbeitssicherheit, aber auch mit Materialkunde beschäftigen. Das Zertifikat, das sie im Abschluss erhalten, soll künftigen Arbeitgebern zeigen, dass die Teilnehmenden schon Erfahrungen in der praktischen Arbeit haben und sie somit für den ersten Arbeitsmarkt auszeichnen.
„Eine witzige und schöne Idee“, sagt Andreas Raabe, der Pastor in der Friedenskirche ist, in der zurzeit die Tafelausgabe stattfindet. Er erlebt hautnah, wie früh die Gäste kommen und wie lang sie auch bei schlechtem Wetter auf dem Vorplatz ausharren, denn Arbeits- und Wohnraum des Pastors liegen direkt nebenan. „Kein Platz für Rassismus“ und „Gott liebt Vielfalt“ – diese Aussagen sind der Kirchengemeinde so wichtig, dass sie gleich vier von den Bänken bestellt hat, die an und bei den vier Gotteshäusern der Kirchengemeinde ihren Platz finden werden.
BU: Thomas Pevec (2. v. re.) und Andreas Raabe (2. v. li.) freuen sich mit Teilnehmenden des Projekts „Anpacken“ über die neuen Bänke