„das einfangen der stille“ – Webarbeiten schaffen eine Brücke zwischen Klassizismus
und Romantik in Husum
Eine Ausstellung mit Installationen der Künstlerin Manuela Warstat in der Marienkirche
Die Marienkirche in Husum öffnet ihre Türen für ein ganz besonderes
Projekt: Installationen aus neun Webarbeiten der Künstlerin Manuela Warstat aus Berlin und Hallig
Hooge. Die zwei Meter breiten und vier Meter hohen Webarbeiten hängen zwischen den Säulen im
Innern der Kirche und schaffen so ein neues Raumgefühl. Die Arbeiten hat die Künstlerin exklusiv für
die Marienkirche angefertigt. „Mich interessierte es, mit der Reduzierung des Kirchenraums zu
arbeiten und gleichzeitig die Möglichkeit, eine Erweiterung des Innenraums zu entwickeln“, erklärt
Manuela Warstat.
Aber nicht nur das Format und das Material sind das Besondere an diesen Installationen, auch das
Farbkonzept beeindruckt. „Ich habe Farbauszüge von Bildern von Caspar David Friedrich entwickelt
und sie zur Grundlage meiner Webarbeiten gemacht“, so die Künstlerin weiter. Der Bezug zu dem
bekannten Maler der deutschen Romantik ist nicht zufällig, Zum einen stammt die Künstlerin wie
Casper David Friedrich aus Greifswald, zum anderen entstand sein Hauptwerk ungefähr zeitgleich mit
der im streng klassizistischen Stil erbauten Marienkirche, zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Diese
beiden Kunstformen, den Klassizismus und die Romantik, miteinander korrespondieren zu lassen, war
Manuela Warstats Hauptanliegen.
So hängen nun zwischen den klassischen Säulen weiche Webarbeiten in romantischen, gedeckten
Tönen, die dem Innenraum der Marienkirche eine andere Aussage geben, ohne ihn jedoch in den
Hintergrund zu drängen. Im Gegenteil: Raum und Installationen wirken zusammen und werten sich so
gemeinsam auf. „Diese Arbeit hat mich in den vergangenen Monaten sehr begleitet und ich bin
glücklich, die Installation nun hier hängen zu sehen“, sagt Manuela Warstat.
Eingeladen zu dieser Ausstellung hat die Künstlerin Friedemann Magaard, Pastor der Marienkirche. Er
kennt sie schon einige Zeit und war begeistert von ihrer schnellen Zusage. „Manuela Warstats Kunst
berührt mich sehr. In der Gemeinde Husum sind wir dankbar, dass sie sich auf diese, intensive Weise
mit unserer Kirche beschäftigt hat“, erklärt er. Ihre Arbeiten sind nicht nur im Kircheninnenraum zu
sehen, auch im Raum der Stille und im Gemeindehaus der Marienkirche hängen Installationen. Unter
anderem eine große Wandarbeit aus Hooger Schafswolle verzwirnt mit Seide.
Mit dem Weben als künstlerischer Ausdrucksform experimentiert Manuela Warstat schon eine ganze
Weile. „Für mich ist das Weben ein emanzipatorischer Prozess. In meiner textilen Arbeit wird das
Weben herausgelöst aus der Handarbeit der Hausfrauen und zu einer künstlerischen Form
verarbeitet“, erklärt sie. Außerdem ließen sich Textilarbeiten als Gegenpol exponentiell wachsender
digitalen Informationsströme betrachten, die traditionellen manuellen Verfahren verlangten schließlich
Geduld, Entschleunigung und Konzentration. *Fähigkeiten, die heutzutage fast ungewöhnlich, fast
archaisch erscheinen“, schreibt sie in ihrem Begleittext zur Ausstellung.
Manuela Warstat ist in Greifswald geboren, hat an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und an der
Universität der Künste in Berlin bei Professor Lothar Baumgarten studiert und ist seit über zwanzig
Jahren als freischaffende Künstlerin in Berlin und auf Hallig Hooge tätig. Ihre Kunst war schon in den
verschiedensten Ausstellungen unter anderem in Berlin und Dakar zu sehen. Die Installation in der
Marienkirche ist noch bis zum 23.Juli 2024 zugänglich.
Text: Susanne Garsoffky, Fotos: Manuela Warstadt und KG Husum