Husum – Karl Barth ist der bedeutendste Theologe des 20. Jahrhunderts. 1919 veröffentlicht er seinen Kommentar zum Römerbrief und setzt damit eine Bewegung in Gang, die sich klar politisch positioniert und sich zugleich mit stringenter theologischer Argumentation dem Zeitgeist widersetzt. In der Marienkirche in Husum ist zurzeit eine Ausstellung zu sehen, die an ihn erinnert und die wichtigsten Stationen seines Lebens nachzeichnet.
Das Manifest der Intellektuellen
Auslösend war für Barth (1886-1968) das „Manifest der 93“ zum Ausbruch des 1. Weltkriegs, das deutsche Kriegshandlungen und Verbrechen als Notwehr darstellte. Führende Intellektuelle, darunter einige seiner Lehrer, hatten es unterzeichnet. Christliche Theologen dürften Gott auf keinen Fall so in die Sache hineinziehen, so Barth. Gerade jetzt sei „das schlechte Gewissen das christlich allein Mögliche“. Im Römerbriefkommentar macht er deutlich, dass Gott „der ganz Andere“ ist, menschlichem Denken unverfügbar und vom Menschen niemals ganz erfassbar. “Wir sollen als Theologen von Gott reden. Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden. Wir sollen beides, unser Sollen und unser Nicht-Können, wissen und eben damit Gott die Ehre geben” – so begründet Barth die dialektische Theologie, die ganze Generationen von Theologen prägen wird bis heute.
Abgrenzung gegen die liberale Theologie
Bei der Eröffnung der Ausstellung in der Marienkirche führte Pastor Andreas Raabe in Leben und Werk des Schweitzers ein und ließ dabei auch die kritische Seite nicht außen vor: Über Jahrzehnte lebte Barth in einer Dreiecksbeziehung, seine Geliebte Charlotte von Kirschbaum lebte mit ihm und seiner Frau Nelly in einem Haus, was zu Leiden und Konflikten führte, die Barth niemals beschönigte. Pastor Friedemann Magaard spannte den Bogen weit und band Barth ein in die hin- und her schwingende Theologiegeschichte von der lutherischen Orthodoxie über Schleiermacher zur liberalen Theologie der Aufklärung, gegen die sich Barth immer wieder abgrenzt.
Ausstellung bis zum 14. März
Die Ausstellung besteht aus 16 Rollups, die in der Marienkirche aufgestellt sind. Sie ist noch bis zum 14. März zu sehen. Die Marienkirche ist täglich von 11 bis 16 Uhr geöffnet.